Im Rahmen des Johannes-Kepler-Symposiums für Mathematik wird
Prof. Dr. Reinhard Siegmund-Schultze (Agder University College, Norwegen) am
Mittwoch, 30.01.2002 um 17.00 Uhr im Hörsaal 10 einen öffentlichen Vortrag
(mit anschließender Diskussion) zum Thema "Die Förderung der Mathematik durch Rockefeller Stiftungen zwischen
den beiden Weltkriegen" halten, zu dem die
Veranstalter des Symposiums, O.Univ.-Prof. Dr. Ulrich Langer und
A.Univ.-Prof. Dr. Jürgen Maaß, hiermit herzlich einladen.
Der Intention des Symposiums entsprechend ist der Vortrag so konzipiert,
daß er nicht nur für Spezialisten, sondern auch für Studierende
aller Semester und Gäste von außerhalb der Universität interessant ist.
Die Förderung der Mathematik durch Rockefeller Stiftungen zwischen
den beiden Weltkriegen
Die Liste der zwischen 1923 und
1931 von Rockefeller mit Auslandsstipendien geförderten jungen
Mathematiker liest sich wie ein "Who's Who" der Mathematik: Banach,
A.Weil, van der Waerden, Vietoris, von Neumann, usw. Aber die
Förderung war selektiv: wenig Frauen, Bevorzugung nordamerikanischer
gegenüber europäischen Kandidaten, nahezu keine Asiaten, Afrikaner,
Südamerikaner. Letztere kamen erst in den 30er Jahren in das
Gesichtsfeld nordamerikanischer Stiftungen, als es auf den Krieg
zuging. Zu dieser Zeit wurden auch weitere Mathematiker wie E.Noether,
Hadamard, Tarski mit Rockefellers Emigrationsbeihilfen aus Europa
gerettet. Die zweite große Wirkung Rockefellers waren die
Institutsneubauten in Göttingen und Paris (1926-1929). Während in
Göttingen die Naziherrschaft bald alles zerstörte, war dem Institut
Henri Poincaré unter Emile Borels Leitung eine längere Wirkung
beschieden, besonders was den Aufschwung der Franzosen in den
theoretischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung betrifft.
Trotz dieser Unterstützung erscheint rückblickend das
Rockefeller-Engagement in Europa in erster Linie als eine Vorleistung
für die Dominanz amerikanischer Mathematik nach dem Zweiten Weltkrieg.
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